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Gedanken zu Wasserzeremonie und Kalebasse

von Leni Keller

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Die Kalebasse ihrer Großmutter (vielleicht schon der Urgroßmutter) brachte Anastasia mir 1999 mit, nachdem ihre Hochzeit mit Andreas und die Taufe von Maria in Kamerun gefeiert worden waren.

Die Kalebasse sollte ausdrücklich mir übergeben werden mit dem Hinweis, dass man sie für die Wasserzeremonie braucht. „Wenn alle zusammen sind und Wasser daraus trinken, dann ist Frieden“, so ungefähr erklärte Anastasia mir, was die Großmutter dazu gesagt hatte. Ich habe dies als einen großen Vertrauensbeweis dieser Großmutter aufgenommen und einen unbedingt auszuführenden Auftrag. (Anastasia erzählte mir später, dass ihre Schwestern nicht ganz damit einverstanden waren, dass ihr die Kalebasse mitgegeben wurde. Vielleicht konnten sie sich auch nicht vorstellen, dass ich dieses Ritual tatsächlich durchführen würde. Anastasia erzählte mir ja auch mal, dass die Kameruner glaubten, dass die Europäer -oder die Deutschen?- keine Traditionen haben. Vielleicht hat die Großmutter die Kalebasse auch ihr mitgegeben, weil sie am weitesten weg von der Heimat lebt.)

Die Wasserzeremonie ist ein Ritual von religiösem Charakter, ohne einer bestimmten Religion zuzugehören. Das hat mir von Anfang an daran gefallen, es schien mir immer gut zu unserer gemischten Familien- und Tischrunde zu passen. (Möglicherweise ist dies Ritual aber auch Teil einer vorchristlichen afrikanischen Religion? – auch gut!)

Ein Ritual ist eine symbolische Handlung. Zu einem Symbol kann nur etwas werden, dem eine bedeutsame Erfahrung zugrunde liegt. Welche Erfahrung ist es, die diesem Ritual zugrunde liegt?

Das Wasser, das hier geteilt wird, steht für das Lebenswichtige, das man teilen sollte, damit Frieden möglich ist. Ohne Wasser kann kein Mensch überleben. Es sind die Lebensgrundlagen, zu deren Teilung hier symbolisch – sinnbildlich -- aufgefordert wird!

(Wasser wird ursprünglich aber auch geschöpft, ein Vorgang, der uns an unsere schöpferischen Fähigkeiten erinnern kann, die wir brauchen, damit friedliches Leben für alle gelingt.)

Die Wörter Zusammenkommen und Teilen weisen uns darauf hin, dass wir nur Menschen sind, wenn wir Mit-menschen sind. Nur wenn wir unsere Nächsten im Blick haben und das Lebenswichtige teilen, ist Frieden. (Das ist für mich auch eine christliche Kernaussage.) Was ist aber das jeweils „Lebenswichtige“, das „Not-wendige, z. B. für uns, die wir alles haben?! Unsere Mitmenschlichkeit und unsere Kreativität, unsere schöpferische Potenz sind gefragt, damit Leben gelingt!

Die alte Kalebasse, die hier als wichtig für die Wasserzeremonie mitgegeben wird – bringt zum Ausdruck, dass dieses Ritual schon lange –  „schon immer“ – durchgeführt wurde, dass es Tradition ist: schon die Großmütter hatten dieses Gefäß in Händen und es ist eine wertvolle Antiquität und erinnert möglicherweise an eine alte Religion..– Eine Wasserzeremonie lässt sich auch ohne diese Kalebasse durchführen, aber mit ihrer Ausübung in dieser traditionellen Form beziehen wir uns auf die Erfahrungen, die Haltungen und die gesammelten Kräfte unserer Vorfahren und würdigen sie damit auch. Wir geben mit dem Ritual der Hoffnung Ausdruck, dass wir den Familienfrieden wahren und drüber hinaus auch zum allgemeinen Frieden etwas beitragen können, und wir hoffen, dass auch unseren Kindern, denen wir mit der Kalebasse diese Zeremonie weitergeben, diese Erinnerung etwas bedeutet.

Diese Zeremonie ist Frauen in die Hand gegeben und ich denke, jede Frau sollte bei der Durchführung die Worte finden, die zu ihr –  und dem jeweiligen Anlass – passen.

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